Modellprojekt für Flüchtlinge wird vorgestellt: „Bleib in BSA“ (BIB)
|Am Abend des 11. Oktober lud die Stadt Bad Sooden-Allendorf Ehrenamtliche sowie alle allgemein Interessierten ins Hochzeithaus ein, um den neusten Stand der örtlichen Flüchtlingssituation zu besprechen. Im Fokus stand dabei die Vorstellung des Modellprojektes „Bleib in BSA“ (kurz: „BIB“), das die Ansiedlung von Flüchtlingen im ländlichen Gebiet der Badestadt thematisiert. Die Stimmung der Bürger Bad Sooden-Allendorfs gegenüber den zuziehenden Flüchtlingen ist vergleichsweise ruhig und aufgeschlossen. Dies könnte auch in den übersichtlichen Zahlen begründet liegen. In den Jahren 2014/2015 waren es 34 Geflüchtete aus Somalia und Eritrea, die hierorts untergekommen waren. Aktuell beträgt die Anzahl ca. 80, zuletzt kam eine zehnköpfige Familie aus dem Irak hinzu. Seit der Ankunft des ersten Flüchtlingsstroms ist in Bad Sooden-Allendorf viel passiert. So wurden zunächst verschiedene Instanzen wie beispielsweise der Flüchtlingsrat gegründet, der sich mehrmals im Monat trifft und an den sich die Geflüchteten mit ihren Fragen und Problemen wenden können. Darüber hinaus wurden aber auch mehrere Freizeittreffs ins Leben gerufen, die sich dafür einsetzen, den Flüchtlingen eine aktive Teilnahme am Leben innerhalb der Gemeinde zu ermöglichen. Dazu zählen unter anderem die Projekte „Küche International“ oder „Kochen, Kegeln, Kennenlernen“, bei denen es immer darum geht, über ethnische Wurzeln hinweg miteinander in Kontakt zu treten. Das vorgestellte Projekt „Bleib in BSA“ denkt nun noch einen Schritt weiter. Zunächst ist natürlich jeder Mensch, der vor Krieg und Terror seiner Heimat entfliehen musste, herzlich in Bad Sooden-Allendorf willkommen. Allerdings wird auch ein langfristiges Bleiben ausdrücklich begrüßt. Wie Bürgermeister Frank Hix anhand statistischer Prognosen treffend darstellte, wurde für die Stadt ursprünglich bis zum Jahr 2040 ein Rückgang von ca. 2.000 Einwohnern vorausgesagt. Dies hängt vor allem mit dem immer weiter voranschreitenden demografischen Wandel zusammen. Aufgrund neuer Zahlen mussten diese Vorhersagen jedoch revidiert werden. Stattdessen kann nun von einem Anstieg der Einwohnerzahl ausgegangen werden. Neben dem Zuzug von Senioren und asiatischen Studenten hofft die Stadt vor allem auch auf die Ansiedelung geflüchteter Familien, die sich vorstellen können, ihren neuen Lebensmittelpunkt in Bad Sooden-Allendorf zu finden. Jeder neue Einwohner würde eine Stärkung von Wirtschaft und Gemeinschaft bedeuten und wäre somit im jedem Fall auch als Gewinn für die Stadt zu werten. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter und zugegebenermaßen nicht ganz einfacher Weg. Um den Geflüchteten das Ankommen in ihrer potenziellen neuen Heimat langfristig ermöglichen zu können, hat sich die Stadt Bad Sooden-Allendorf im April 2016 beim Land Hessen um eine finanzielle Förderung beworben. Das Modellprojekt „Bleib in BSA“ konnte sich letztlich gemeinsam mit sechs anderen Gemeinden gegen etwa 70 Mitbewerber durchsetzen und wurde mit 42.000 € bezuschusst. Im Vorfeld hat die Arbeitsgruppe, die das Projekt ins Leben rief, außerdem in Zusammenarbeit mit dem Bundesprogramm „Willkommen bei Freunden“ einen Analyseworkshop veranstaltet, in dessen Rahmen die wichtigsten Fragestellungen und ein entsprechender Maßnahmenkatalog erarbeitet werden konnten. Dabei gebe es keine gesonderten Prioritäten, so die Verantwortliche Anette Ruske-Wolf, stattdessen stünden die drei Faktoren Integration, Arbeit und Wohnen gleichermaßen im Vordergrund. Allerdings ist für das Erreichen dieser Ziele nicht nur das Einbinden von Schulen, Vereinen und ehrenamtlichen Helfern unerlässlich. Ebenso muss auch die aktive Kooperation der neuen geflüchteten Mitbürger vorausgesetzt werden können.
Um den Geflüchteten langfristig eine Perspektive innerhalb der Gemeinde bieten zu können, müssen zunächst ihre individuellen Qualifikationen in Erfahrung gebracht werden. Obwohl sie vieles in ihrer alten Heimat zurücklassen mussten, bringen sie dennoch auch berufliche und kulturelle Kenntnisse mit, von denen profitiert werden kann. Am 24. November lädt die Stadt daher recht herzlich potenzielle Arbeitgeber zum Themenabend „Arbeit“ ein, die daran interessiert sind, den neuen geflüchteten Mitbürgern eine berufliche Zukunft in und um Bad Sooden-Allendorf zu ermöglichen.