Palmsonntagsprozession

Die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession ist ein religiöser Umzug, der alljährlich am Sonntag vor Ostern stattfindet und sich in einer festgelegten, überlieferten Ordnung durch die Straßen der Thüringer Kreisstadt bewegt.
Bei der Prozession werden sechs überlebensgroße Figuren auf Traggerüsten oder Stangen mitgeführt. Sie erinnern an den Leidensweg von Jesus Christus. Zwischen den Bildnissen gehen Gläubige und singen, unterstützt von Blaskapellen, überlieferte religiöse Lieder. Auch die Lieder thematisieren Leiden, Tod und Auferstehung Jesu.
In der Woche vor Palmsonntag richten ehrenamtliche Mitarbeiter der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien die Traggestelle vor, befestigen die Figuren und legen ihnen Gewänder an. Organisation der Vorbereitungen und Durchführung der Prozession liegt in den Händen der sogenannten Bildführer. Getragen werden die Figuren schließlich von festlich in schwarz gekleideten Männern mit weißen Handschuhen und Zylinder. Diese Ehrenämter werden von Generation zu Generation meist innerhalb von Familien weitergegeben.
Alljährlich kommen zahlreiche Teilnehmer und Zuschauer nach Heiligenstadt, um die große Leidensprozession mitzuerleben. Heiligenstadt liegt im Landkreis Eichsfeld, dem einzigen größeren geschlossenen katholischen Gebiet Mitteldeutschlands mit volkskirchlichen Strukturen.
Die Prozession hat wesentlich dazu beigetragen, in diesem Raum die kulturelle und konfessionelle Eigenart über Jahrhunderte zu bewahren. Auch während der NS-Zeit und der DDR konnte die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession stattfinden.