„Zeit für Impulse“ : Wie gelingt Zuwanderung?

IMG_3254a_webBereits zum siebten Mal luden die Autohäuser Stöber und die VR Bank Werra Meißner eG am 26. Mai 2015 zu ihrer inzwischen fest etablierten Veranstaltung „Moment mal…“ in Ekko`s Hotel ein. Rund 350 Führungskräfte und Unternehmer aus der Region folgten der Einladung. In ihrer Begrüßungsansprache dankten Andrea Stöber (Autohäuser Stöber) und Uwe Linnenkohl ( VR Bank Werra Meißner eG) zunächst einmal herzlich den Damen Larissa Windemuth, Heike Zeuner (beide Autohäuser Stöber) und Melanie Walther (VR Bank WM eG) für ihre Hilfe und Unterstützung bei der Organisation, Planung und Durchführung dieses Events.

IMG_3238a_webUnter dem Motto „Zeit für Impulse“ hatten sich die Veranstalter schon im September 2014 bei der Ideensammlung für das Thema „Zuwanderung“ entschieden. Das Thema werfe viele Fragen auf, so Stöber: Ist Zuwanderung eine Chance für die Region und Mittelständler und für alle, die hier leben? Demographischer Wandel und Fachkräftemangel haben zunehmend Einfluss auf die Regionalentwicklung.

Welche Erkenntnis ziehen wir daraus, welche offenen Fragen stellen sich hier und wo können die Unternehmen und Bürger mutiger für die Zukunft sein? Die Podiumsteilnehmer Michael Roth (Mitglied des Deutschen Bundestages, Staatsminister für Europa, Auswärtiges Amt), Karl-Hans Caprano (Mitbegründer und Visionär des Familienunternehmens Technoform mit 1200 Mitarbeitern in 45 Vertriebsstätten) und das Ehepaar Anja und Davut Tatli ( Goldschmiedin und Galeristin, Metallbauer und Gastronom aus Witzenhausen) diskutierten unter der Leitung des Redakteurs der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) Claus-Peter Müller von der Grün die Aussage oder auch Frage: Zuwanderung als Gewinn!? Müller von der Grün regte durch die Fragestellung „ Was bedeutet Zuwanderung für die, die kommen und für die, die da sind?“ und „Wie gelingt Zuwanderung?“eine lebhafte Diskussion an, zu der alle Teilnehmer ihre oft sehr persönlichen Erfahrungen und Ansichten einbrachten.

DSC01521_webMichael Roth stellte das Thema Zuwanderung zu Beginn einmal in Zahlen dar: 51 Millionen Menschen sind zurzeit weltweit auf der Flucht, davon sind 600.000 in die Europäische Region und 450 Menschen in den Werra Meißner Kreis geflüchtet. Hierbei handele es sich teilweise um hochqualifizierte Ingenieure und Architekten, die den Fachkräftemangel und die sinkenden Bevölkerungszahlen ausgleichen könnten. Caprano warnte in diesem Zusammenhang jedoch vor der fortschreitenden digitalen Revolution, die in 10 Jahren immer weniger Arbeitskräfte erfordere. An dieser Stelle gab Müller von der Grün der Diskussion mit seinem Ausspruch:“ Es geht um Menschen, nicht um Arbeitsplätze!“ eine weitere Sichtweise der Thematik.

Frau Tatli erzählte sehr anschaulich von ihren Erlebnissen während ihrer Auslandsaufenthalte in Frankreich und Island; von der Ohnmacht und Einsamkeit, ohne ausreichende Sprachkenntnisse am sozialen Leben in einem fremden Land heimisch zu werden. Sie berichtete aber auch über ihre positiven Erfahrungen im Ausland, wenn durch Sprache und familiäres Umfeld Integration gelingt.

DSC01511_webFazit des Abends: Zuwanderung kann gelingen, wenn…die Wurzel dran bleibt und die Pflanze aufgebaut wird (Anja Tatli), das Zugehörigkeitsgefühl durch eine Gruppe wie Sportvereine gestärkt wird, nach Gemeinsamkeiten gesucht wird, man sich gegenseitig öffnet für die Mentalität und Kultur des „Fremden“, man die Kulturvielfalt als Bereicherung und nicht als Belastung erkennt, eine gleiche Behandlung für alle erfolgt! Hier knüpfte Landrat Stefan Reuß an die Ausführungen an und berichtete über den praktischen Umgang mit eintreffenden Flüchtlingen im Werra Meißner Kreis: eine Woche vor Eintreffen der Flüchtlinge werden der zuständigen Verwaltung Name, Geburtsdatum und Land mitgeteilt. Unter großen Anstrengungen und Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen werden die Menschen in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Das Zusammenleben auf engen Raum ist natürlich mit Einschränkungen verbunden und stellt an alle Beteiligten große Ansprüche. Reuß appellierte an die Anwesenden, sich ihre Offenheit gegenüber unterschiedlicher Hautfarbe, Religion, Kultur und Geschlecht zu bewahren.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten Gastgeber und Gäste bei einem Imbiss Gelegenheit, sich auszutauschen, kennenzulernen und für sich selbst die Frage zu beantworten, in wie fern das Thema Zuwanderung neu bewertet, erfahren und betrachtet werden muss!